Die Lichter unter uns

Anna verbringt mit Mann und zwei Kindern Urlaubstage in Taormina, dem Ort, zu dem auch ihre Hochzeitsreise ging. Durch Zufall begegnet sie einem älteren Mann, der sie fasziniert. Auch Neidgefühle spielen eine Rolle, wohnt er doch in dem Hotel ihrer Hochzeitsreise, dass sich Annas Familie jetzt nicht mehr leisten kann, und führt ein nahezu luxuriöses Leben, wie es sich Anna zu Beginn ihrer Ehe erträumt hat. Was nur der Leser weiß durch die eingestreuten Lebensepisoden des Berliner Anwalts Alexander: Sein Glück ist keineswegs vollkommen. Seine Gesundheit ist angeschlagen, er plagt sich trotz schwangerer Freundin noch mit dem tragischen Tod seiner Ehefrau herum und sein Sohn ist nur scheinbar der brave Student. Am Ende des Buches ist von Alexanders Welt nur ein Scherbenhaufen übrig, während Anna ihr Familienleben wieder genießen kann. - Zwei gegenläufige brüchige Lebenssituationen treffen in der Urlaubsbegegnung aufeinander. Es entsteht ein Schnittpunkt, an dem alle Beteiligten - wechselseitig nichts davon ahnend - an einem Scheideweg stehen. Geschickt lotet die Autorin die jeweiligen Beweggründe aus, die die Protagonisten zueinander hinziehen: eine gewisse Mattigkeit in Annas Ehe, berufliche Unsicherheit ihres Mannes und zwei doch ganz schön anstrengende Kinder. Auf Alexanders Seite ist es zumindest ein Gefühl, dass seine neue Partnerin nicht hundertprozentig zu ihm hält. Und wohl auch eine Ahnung, dass der Sohn keineswegs die vom Vater vorgesehene geradlinige Erfolgsbahn ansteuert. Eine berührende Geschichte, gerne empfohlen.