Frauenwunderland

Ruanda - den Namen des kleinen zentralafrikanischen Landes verbinden viele mit dem brutalen Völkermord in den 90er Jahren, dem ein Großteil der dortigen Tutsi-Bevölkerung zum Opfer fiel. Allmählich hat sich das vom Genozid verwüstete Land gemausert Frauenwunderland und zeigt eine durchaus beachtliche Entwicklung. Vor allem die Frauen des Landes haben es geschafft, sich eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und Politik des Landes zu erkämpfen. Das zeigt die Journalistin Barbara Achermann in ihrer Dokumentation: So ist Ruanda das Land mit dem höchsten Frauenanteil an Parlamentsmitgliedern weltweit. Und auch im täglichen Leben zeigt sich, wie sehr Frauen sich emanzipiert haben. Das dokumentiert die Autorin anhand verschiedener Fallbeispiele: Da ist die knapp 60-jährige Epiphanie, die quasi aus nichts eine florierende Kaffeeplantage aufgezogen hat. Oder die alte Zula, eine Kräuterkundige, die als Hexe verschrien ist und unter Einsatz ihres Lebens viele Menschen zu Zeiten des Bürgerkrieges gerettet hat. Die Jungunternehmerin Joselyne produziert Kleidung für die stetig wachsende Mittelschicht. Und die Radiomoderatorin Vestine betreibt über den Äther landesweite Sexualaufklärung, während die IT-Unternehmerin Clarisse das Land informationstechnologisch auf Zukunft polen will. - Es sind beeindruckende Beispiele an "Frauenpower", die Achermann vorstellt. Da mag man es ihr gern verzeihen, dass sie Ruanda, immerhin noch immer eines der weltweit ärmsten und sozial schwächsten Länder der Welt, bisweilen zu rosig als Vorzeigestaat präsentiert. Ab mittleren Beständen gut geeignet.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Frauenwunderland

Frauenwunderland

Barbara Achermann
Reclam (2018)

184 S. : zahlr. Ill. (farb.), Kt.
kt.

MedienNr.: 593631
ISBN 978-3-15-011128-4
9783150111284
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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