Fliegenpilze aus Kork

Seit sie denken kann, hat ihr Vater keine feste Anstellung, sondern schlägt sich mit Gelegenheitsjobs, Fundsachen von der Straße und kleinen Betrügereien durch. Viele Stunden ihrer Kindheit verbringt sie in seiner ärmlichen Wohnung oder auf Baustellen, wo sie anpacken soll, damit ihr Vater wieder etwas Geld verdient, das er sofort ausgibt. Ohne Widerspruch erträgt sie seine Marotten, obwohl sie sich in der Öffentlichkeit für ihn schämt, und beobachtet still, wie er ihre selbstgemachten Geschenke gedankenlos zerstört. Dennoch überdauert ihre Beziehung Kindheit und Jugend der Erzählerin, die Geburt ihrer Halbschwester und den Tod der Großmutter, der beide erschüttert. - Jedes Kapitel des Romans bildet fragmenthaft ein Lebensjahr der Kindheit und Jugend der Ich-Erzählerin ab, wobei sich ihre Wahrnehmung des Vaters mit zunehmendem Alter verändert. Insgesamt gelingt es der jungen österreichischen Autorin hervorragend, einerseits das Bild eines Mannes zu zeichnen, den man im besten Fall als "Lebenskünstler" und im schlechtesten Fall als asozial beschreiben muss, andererseits aber durch die Erzählweise der Tochter die Bewertung der Figur auf seinen Eigenschaften als Vater basieren zu lassen. Zu empfehlen ab mittleren Beständen.