Tag der offenen Tür im Himmel
Engelslehrlinge, der unabsichtliche Teufelsadept Ronaldino, Höllenhundwelpen - es ist ein kurioses, zum Schmunzeln verlockendes Personal, das die Autorin hier versammelt hat. Samt qualmendem Höllenfeuer, versteht sich. Und dann nimmt sie in den ersten Kapiteln noch das übliche innerbetriebliche Getue an einem irdischen Tag der offenen Tür, die pure Selbstdarstellung, gehörig auf die Schippe. Es menschelt in Himmel und Hölle gewaltig. Doch langsam wandelt sich die eher humoristische Tonart, als Ronaldino in einem himmlischen Garten einem alten Mann begegnet und mit ihm ins Gespräch kommt. Eine der schönsten Szenen ist die Ankunft einer gemischt religiösen Gruppe, deren Mitglieder sich partout nicht in das für ihre Religionsgemeinschaft vorgesehene Paradiesghetto einquartieren lassen wollen. Für sie bleibt nur das bislang unbenutzte Haus der Pioniere. - Das Buch wird unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Die einen werden sich über die strapazierten Klischees mokieren, die anderen werden gerade das ironische Spiel damit schätzen, weil die Autorin die Chance ausgenutzt hat, drängende religiöse Gegenwartsfragen ohne Pathos zu formulieren.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Tag der offenen Tür im Himmel
Eveline Hasler
Nagel & Kimche (2017)
105 S.
fest geb.