Für dich nehme ich den anderen Weg
Lange haben sie vergeblich auf ein Kind gewartet, als mit plus/minus 40 Jahren Dario Fani und seine Frau Eltern werden. Neun Wochen zu früh, als Notgeburt, unter fremden Ärzten und Schwestern, mit viel Geschrei und unverständlicher Hektik beginnt das Leben des so heiß ersehnten Sohnes Francesco, für den sein Vater schon so viele wunderbare Pläne und Träume hat - die alle kläglich scheitern an der Diagnose: Ihr Sohn hat das Down Syndrom, Trisomie 21. Der Vater reagiert mit Unverständnis, Wut, Verzweiflung, Beschimpfungen, Schuldzuweisungen, Trauer und Schmerz; ein über Wochen geführtes intensives, schonungsloses Gespräch findet durch die Trennscheibe der Frühchenstation statt. Bis der Vater erkennt, dass Francesco und die anderen kleinen Kämpfer in ihren Brutkästen ihn Dinge lehren, die ihn sein Leben überdenken und völlig neu sehen lassen. Nicht die Kinder sind behindert, sondern Menschen wie jene Krankenschwester, die sich empörte, dass man ihr "sowas" im Jahr 2009 noch zumutete. Durch seinen unvollkommenen Sohn lernt der erfolgsverwöhnte Siegertyp Bescheidenheit und Respekt und ein "großes Maß an Menschlichkeit - denn am Ende gewinnt derjenige, der gemeinsam mit den Schwachen durch die Welt geht." - Ein sehr anrührendes Buch, sehr empfehlenswert, überall einsetzbar.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Für dich nehme ich den anderen Weg
Dario Fani
Bastei-Lübbe (2017)
Bastei-Lübbe-Taschenbuch ; 60945 : Erfahrungen
190 S.
kt.