Wir sind Gedächtnis
Nicht das Sammeln möglichst vieler Daten, sondern der Aufbau von Erfahrung und Wissen auf bewusster und unbewusster Ebene, um uns lebenstüchtig und zukunftsfähig zu machen, ist laut Martin Korte die Aufgabe unseres Gedächtnisses. Es ist Voraussetzung sowohl unserer Individualität als auch unserer Kultur - und es ist im doppelten Wortsinn unberechenbar. Anhand der hirnorganischen Vorgänge und unterstützt durch Zeichnungen und Grafiken erklärt der Neurobiologe, wie das Gedächtnis funktioniert, warum es uns manchmal im Stich lässt oder trügt und was Gewohnheiten, Vorurteile, Sucht oder Kreativität mit Gedächtnisprozessen zu tun haben. Weitere Themen sind Lernstrategien, die Alzheimer-Forschung und die Digitalisierung. Aus alldem leitet der Autor jeweils auch persönliche und gesellschaftliche Empfehlungen ab. Auch ohne sich alle anatomischen und biochemischen Details einzuprägen, kann man die Zusammenhänge hier noch vertiefter nachvollziehen als in Eaglemans "The Brain" (BP/mp 17/637), braucht aber auch mehr Ausdauer. Als Bonus gibt es zahlreiche einschlägige Zitate von antiken bis zeitgenössischen Dichtern und Denkern (allen voran Augustinus). Für mittlere bis größere Bestände gerne empfohlen.
Monika Graf
rezensiert für den Borromäusverein.
Wir sind Gedächtnis
Martin Korte in Zsarbeit mit Gaby Miketta
Dt. Verl.-Anst. (2017)
376 S. : Ill.
fest geb.