bleiben

Juliane, Paul, Felix und Max treffen im Sommer 1994 im Nachtzug von Wien nach Rom zufällig aufeinander. Die Begegnung wird schicksalhaft: Die Cellospielerin Juliane heiratet den frisch geschiedenen Anwalt Paul, obwohl sie sich zunächst in Felix verliebte. bleiben Max, Koch und Maler, freundet sich mit dem Fotografen und Weltenbummler Felix an; eine Freundschaft, die ein Leben lang halten wird. 20 Jahre später treffen die vier in Wien wieder aufeinander, und Juliane beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit Felix, der sich aber bald ohne Angabe von Gründen wieder zurückzieht. Den Grund für sein Verhalten erfährt Juliane ausgerechnet von ihrem Mann, der zwar zunächst nichts von der Liaison ahnt, von Felix aber als Anwalt engagiert wird. Was die vier erneut zusammenbringt, wird von Judith W. Taschler ("Die Deutschlehrerin", 2013) in einem fein inszenierten Perspektivenwechsel, der für die Autorin stilistisch so typisch ist, erzählt. Was zunächst wie ein Zufall wirkt, ist im Grund die logische Konsequenz der Entscheidungen, die nach dem Zusammentreffen im Zug getroffen wurden. Man könnte von einem literarischen Meisterstück reden, wenn nicht die Frage offen bliebe, an welche imaginäre Person sich die einzelnen Erzähler richten. Vielleicht sind es ja die Leser, vielleicht muss das jeder beim Lesen für sich entscheiden. Am Ende der Lektüre bleibt aber das Gefühl, eine große Geschichte von Liebe, Schuld, Verrat und sehr vielschichtige Gedanken über den Tod, und wie man mit ihm umgeht, gelesen zu haben. Sehr zu empfehlen.

Susanne Steufmehl

Susanne Steufmehl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

bleiben

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Judith W. Taschler
Droemer (2016)

252 S.
fest geb.

MedienNr.: 586361
ISBN 978-3-426-28132-1
9783426281321
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats