Die Theologie als Abenteuer
Es wäre ein Leichtes, dieses Buch zu verreißen. Klaus Berger stilisiert sich im Gespräch mit dem Journalisten und Pastoraltheologen Veit Neumann zum Opfer universitärer Seilschaften, denen ein Querkopf wie er nicht in den Kram passte, zu sehr pocht er darauf, Exegese gründlicher und besser zu betreiben als die Kollegen, die auf einem voll ausgestatteten Lehrstuhl arbeiten. Und Veit Neumann hakt zu wenig und zu zahm nach. Doch ein Verriss würde dem Buch nicht gerecht, denn darin wird auch sichtbar, was Klaus Berger antreibt, wie er sich als Theologe mit dem Fachgebiet Neues Testament selbst versteht, wie es dazu kam, dass er als Katholik an einer evangelischen Fakultät lehren konnte, wie die Netzwerke zwischen Wissenschaftlern funktionieren und unter Umständen auch Karrieren verhindern. Die Kapitel schreiten Bergers Lebenslauf ab, breiten Raum nehmen dabei außer den Erfahrungen in Heidelberg auch die Erfahrungen im Studium ein, das er noch vor dem Konzil begonnen hatte. Berger erscheint als unabhängiger Denker, der kein Blatt vor den Mund nimmt und darunter leidet, dass niemand bereit zu sein scheint, seine Thesen und Befunde zu diskutieren. In der Öffentlichkeit trägt er die Etiketten "umstritten" und "konservativ" - doch beides greift viel zu kurz. Das ist für theologisch interessierte Leser interessant, manchmal durchaus spannend, zumal sich das Buch durch die Gesprächsform leicht und zügig liest, allerdings dürfte es eher für einen kleinen Kreis von Leser/innen interessant sein, deshalb nur für ausgebaute Bestände empfohlen.
Christoph Holzapfel
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Theologie als Abenteuer
Klaus Berger
Echter (2014)
133 S.
kt.