Geteiltes Vergnügen

Jessica sucht ... Ja, was eigentlich? Die Liebe, das Glück, den Mann fürs Leben? So genau weiß sie das wohl selbst nicht. Doch als sie den ebenso gut aussehenden wie interessanten und unkonventionellen Tom trifft, ist sie fest entschlossen, diese Geteiltes Vergnügen Beziehung anders anzugehen als ihre vorherigen, die immer wieder gescheitert sind. Doch Tom macht es ihr denkbar schwer. Spielt er ein Spiel mit Jessica, in dem es um Macht geht oder warum stößt er sie immer dann von sich, wenn sie versucht, ihm näherzukommen? Schafft sie es aber - entgegen ihren eigenen Wünschen -, sich ihm zu entziehen, scheint Tom ihr die Aufmerksamkeit und Zuwendung zu geben, nach der sie sich sehnt. - Dass die Geschichte kein Happy End im klassischen Sinn nehmen wird, ist von den ersten Sätzen des Romans an klar. Johanna Adorján geht es nicht darum, den Leser mit der Frage "Werden sie sich am Ende kriegen?" zu fesseln. Vielmehr will sie aufzeigen, welche Entwicklungen ihre Protagonistin nimmt, welche Seelenlagen und zuweilen -qualen sie durchlebt. Nüchtern wie unter einem Mikroskop seziert sie auf sprachlicher Ebene das Geschehen. Und sie tut es so, dass der Leser beinahe atemlos jeden Schritt der beiden ungleichen Charaktere verfolgt. Adorján schont ihre Figuren nicht, die Scheinwerfer leuchten grell und unerbittlich jeden Winkel aus, und was man da zu sehen bekommt, ist unschön, demütigend und bisweilen schmerzhaft. Lohnend ist es allemal, weil hier der Finger in Wunden gelegt wird, über die man - auch im wirklichen Leben - allzu gerne den Mantel des Schweigens ausbreitet. Wer eine nette Liebesgeschichte erwartet, der sei gewarnt. Wer eine lehrreiche Lebensgeschichte lesen möchte, der greife zu.

Susanne Holzapfel

Susanne Holzapfel

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Geteiltes Vergnügen

Geteiltes Vergnügen

Johanna Adorján
Hanser Berlin (2016)

203 S.
fest geb.

MedienNr.: 815797
ISBN 978-3-446-25071-0
9783446250710
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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