Jakobsleiter
Als Noras Großmutter 1975 stirbt, nimmt sie aus deren Wohnung eine alte Weidentruhe voller Briefe und Papiere mit. Aus Angst, etwas Nachteiliges über ihren Großvater zu erfahren, der Jahrzehnte in der Verbannung verbracht hatte, öffnet sie die Truhe erst 36 Jahre später und liest die Briefe, die ihr Großvater an die Großmutter geschrieben hat. Daraus entsteht die Geschichte ihrer Familie, die nicht chronologisch erzählt wird. Unterschiedliche Erzählerstimmen wechseln mit Briefen und Tagebucheinträgen. Ein Erzählstrang begleitet Nora durch ihr Leben als Bühnenbildnerin und Mutter eines hochbegabten Sohnes, der fast seiner Drogensucht zum Opfer fällt, der andere besteht überwiegend aus Briefen und Tagebucheintragungen ihres Großvaters Jakow Ossetzki. - Ljudmila Ulitzkaja gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands. Ihr Roman ist gleichermaßen Familien- wie Gesellschaftsporträt. Geschickt verflechtet sie die beiden Erzählstränge und sorgt durch den ständigen Wechsel von Erzähler, Zeit und Ort für Abwechslung und Spannung. Ab mittleren Beständen für anspruchsvolle Leser mit Ausdauer. (Übers.: Ganna-Maria Braungardt)
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Jakobsleiter
Ljudmila Ulitzkaja
Hanser (2017)
603 S. : graph. Darst.
fest geb.