Wir Strebermigranten
Die Eltern der Autorin fliehen mit ihr als vierjährigem Kind 1988 aus Polen. Sie waren im Raum Danzig als Ärzte tätig und können alsbald ihren Beruf auch in Berlin ausüben - dank eines Großvaters, der auf einer Liste als Deutscher eingetragen war, obwohl die Familie polnisch spricht. Smechowski schildert die Bemühungen sich zu integrieren, bis hin zum Verbot für die Kinder, polnisch zu sprechen. Sich eingliedern und beruflichen und damit wirtschaftlichen Erfolg zu haben, war das einzige Ziel. Schon mit 16 brach die Autorin aus, um ein Gesangsstudium zu beginnen. Sie kommt Jahre später zum Journalismus und fängt erst mit rund 30 Jahren an, sich mit dem Schicksal vieler polnischer Migranten kurz vor dem Mauerfall und danach auseinanderzusetzen. - Polnische Migranten sind nach den Türken die größte Gruppe in Deutschland, aber völlig unauffällig: Zum einen - wie Smechowski schildert - wegen ihres unbedingten Willens sich zu integrieren, zum anderen, weil es polnisch klingende Namen schon aus Einwanderungswellen des 19. Jh. gibt. So erzählt die Autorin über ihr persönliches Schicksal hinaus einiges über die wechselhaften Beziehungen Deutschlands zu seinem östlichen Nachbarn. - Ein wegen des derzeit einseitigen Blickwinkels auf Flüchtlinge aus Vorderasien und Nordafrika notwendiges Buch. Für viele Büchereien zu empfehlen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir Strebermigranten
Emilia Smechowski
Hanser Berlin (2017)
222 S.
fest geb.