Das Fell

Das Realistischste an diesem Debütroman ist der Whatsapp-Dialog in der Mitte. Vic heult ihrem untreuen Partner hinterher, der sich zu seiner Ex mit der gemeinsamen Tochter in ein Ferienhaus an der Ostsee verzogen hat. Der, Karl, antwortet knapp und Das Fell ausweichend. Doch die Autorin Maren Wurster erzählt keine Geschichte von Globalisierungs- und Medienverweigerung, sondern versucht das Schicksal der gekränkten, verlassenen Geliebten in eine Phantasiegeschichte zu verwandeln, genauer: in eine Tierverwandlungsgeschichte mit leichter symbolischer Fracht. Vic leidet unter verstärktem Haarwachstum, es beginnt an ihrem Rücken und weitet sich auf den gesamten Körper aus. Man könnte vereinfachend sagen, sie lasse sich ein dickes Fell wachsen. Doch damit ist es nicht getan. Auf ihrem Roadtrip von Berlin an die Ostsee, bezeichnenderweise auf dem Fahrrad, entdeckt sie die Naturkraft der verletzten Liebe - und ihren eigenen Körper mitsamt seinen Nöten und Tugenden. Sie lernt die Lektionen von Eifersucht und Selbstbeherrschung. Und verzichtet am Ende leichtherzig darauf, ihren Liebhaber zu verletzen. Ein guter Einfall und eine mittelmäßig interessante Lektüre. Für größere Bestände.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Fell

Das Fell

Maren Wurster
Hanser Berlin (2017)

155 S.
fest geb.

MedienNr.: 591117
ISBN 978-3-446-25685-9
9783446256859
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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