Ein Leben nach Maß
Am 2. Januar 1961 beginnen Karl Dijk und der Ich-Erzähler gemeinsam ihre Ausbildung im niederländischen Eichamt. Ihre Wege trennen sich nicht mehr, bis Djik frühzeitig in den Ruhestand entlassen wird und zu seiner eigenen Abschiedsfeier nicht erscheint. Vieles hat sich verändert seit den 1960ern: während Dijk und sein Kollege früher durch das Land reisten, um in kleinen Krämerläden die Gewichte und Waagen zu kontrollieren, erhält man nun in den großen Supermärkten nur noch abgepackte Waren. Zeitgleich hat sich die Behörde, die einst große Autorität genoss, zum kundenorientierten Privatunternehmen gewandelt, in dem ein auf alte Normvorstellungen fixierter Eigenbrötler wie Dijk fehl am Platz zu sein scheint. - Dijks Verabschiedungsrede fasst die Entwicklung des Eichwesens in den vergangenen fünfzig Jahren zusammen, die ihrerseits gesamtgesellschaftliche Tendenzen widerspiegelt. Erzählerisch wird die Rede immer wieder durch Rückblicke unterbrochen, die sich aus den Reflexionen des Ich-Erzählers über seinen Kollegen zusammensetzen und dabei nicht nur ein Porträt von Dijk, sondern auch von ihm selbst erschaffen. Sehr zu empfehlen! (Übers.: Helga van Beuningen)
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Leben nach Maß
H. M. van den Brink
Hanser (2018)
204 S.
fest geb.