Marlene Dietrich

Während es von DER Dietrich, wie der Mythos sie nennt, mehrere autobiografische Bücher auf dem Markt gibt, hat seit Wolfgang Noas Biografie von 1964 eine Unzahl von Autoren immer wieder die Faszination der Sängerin und Schauspielerin zu ergründen versucht. Katja Kulin stellt sich die Aufgabe einer Romanbiografie. Die Darstellung beschränkt sich dabei auf die Jahre 1928 bis 1945, mit Schwerpunkt auf den 1930er Jahren, die Glanzzeit der Karriere zwischen Europa und USA. Das "Kaleidoskop einer vielschichtigen und anspruchsvollen Frau, die nicht selten schwierig war", wie die Autorin im Vorwort schreibt, blendet damit gerade jene biografischen Epochen aus, die für Entwicklung und Schicksal der Persönlichkeit Marlenes die Klammerpunkte sind. Die vielen Liebschaften, das mondän homoerotisch affizierte der Diva, die Anforderungen der Umwelt an den Star und sein Festhalten an der Tochter - was hätte dies nicht wahrhaft romanhafte Züge annehmen können. Stattdessen liefert Kulin eine im Reportagestil gehaltene Zusammenstellung aus den bekannten Szenen, die sich in der Sekundärliteratur zur Dietrich finden. Weder eine Charakterisierung der Persönlichkeit ihrer Hauptfigur noch der Nebenfiguren, etwa des Ehemanns Rudolf Sieber, mit dem sie bis zum Tod verheiratet bleibt, oder des Liebhabers Jean Gabin, eröffnen einen tieferen Zugang zum Leben der Dietrich. Die Sprache orientiert sich an womöglich lesefreundlich empfundenen knappen Sätzen, erzählt im Präsens mit kurzen Dialogpassagen. Ihr fehlt, wie den Figuren, Farbe und eine dem Roman-Anspruch gerecht werdende Plastizität. Das Buch ist, auch wegen der gründlichen Verarbeitung der Sekundärliteratur, sehr gut geeignet zum Einstieg in das Leben der Marlene Dietrich, schafft einen schnellen und durch die literarische Gestalt kurzweiligen Überblick zur Diva jener Zeit und macht dann hoffentlich Appetit auf mehr. Auch wenn größere Ansprüche an Romanbiografien nicht erfüllt werden, sei das Büchlein allen Beständen empfohlen.