Die Angst durchkreuzen
Kann der Glaube die vielfältigen Ängste unserer Zeit überwinden: die persönlichen Lebensängste ebenso wie die Angst vor Weltkatastrophen oder der Sinnlosigkeit des Daseins überhaupt? Jürgen Werbick begibt sich dazu auf eine Spurensuche durch die Erfahrungen des Alten wie des Neuen Testamentes - ergänzt durch bereichernde Hinweise aus Kunst, Literatur und Philosophie -, die schon deshalb besonders aussagekräftig wird, weil die Hl. Schrift nicht einfach von "der" Angst spricht, sondern sehr differenziert von den verschiedenen Formen der Angst und ihrer Bewältigung erzählt. Natürlich stellt sich der Autor auch dem kritischen Einwand, die aus dem Glauben erwachsende Hoffnung sei nur eine Art Autosuggestion. Das Karfreitagsgeschehen indes macht deutlich, dass Kreuz und Kreuzweg einem nicht erspart bleiben, auch nicht weggebetet werden können. Aber dieses Buch lehrt eben auch, dass die Nöte unseres Daseins nicht zwangsweise mit einer Hoffnungslosigkeit einhergehen müssen, weil Gott aus der dunkelsten Nacht die vom Licht durchbrochene Osternacht gemacht hat. Es geht also nicht um einfache, nur vertröstende Lösungen, die den Glauben zu einer bloßen Angstbewältigungsstrategie degradieren würden. Vielmehr soll der Leser ermutigt werden, im Wagnis des Glaubens die Hoffnung nicht zu verlieren. Darum vielen Büchereien zu empfehlen.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Angst durchkreuzen
Jürgen Werbick
Herder (2017)
254 S.
fest geb.