Die Weisheit der Wölfe
Sie sei süchtig nach Wölfen, schreibt die Autorin. Ihre "Sucht" begann vor 30 Jahren, am Anfang eines Praktikums im Wolf-Park im US-Bundesstaat Indiana, mit einem Kuss eines Wolfes. Für die Wölfe hat sie ihr ganzes Leben geändert und diese Begeisterung für und Verbundenheit mit den Tieren ist der Grundton ihrer Schilderungen, die teils eigene Erfahrungen, teils die Forschungen anderer darstellen. Ihre Erlebnisse im Yellowstone-Nationalpark, bei denen sie ein Wolfsrudel über Wochen beobachtet, sind beeindruckend. Dabei tritt sie gegen das Vorurteil vom einsamen Wolf an, denn ihren Beobachtungen und die anderer Forscher zeigen das Bild eines ausgesprochen sozialen Tieres, in dessen Rudel ein Elterntier die Leitung übernimmt, aber in kooperierenden Weise und nicht autoritär. Ganz besonders liegt der Autorin die Ähnlichkeit des sozialen Verhaltens von Menschen und Wölfen am Herzen: von begeisterten Vätern, von der Sorge um einzelne Familienmitgliedern und der Trauer um verstorbene Rudeltiere ist da die Rede. Mit diesen Vergleichen ist man dann schon bei der Quintessenz des Buches: Wölfe sind die besseren Menschen. Ähnlich wie Peter Wohlleben ("Das geheime Seelenleben der Tiere") ist die Autorin überzeugt, das Tiere Emotionen haben und ihre Gefühle denen der Menschen ähnlich sind. - Gibt es noch eine Grenze zwischen Mensch und Tier? Wo verläuft sie? Diese Fragen wirft das Buch auf, ohne sie zu beantworten. Den flotten Text begleiten zahlreiche Fotos von Wölfen und Wolfsrudeln. Kritischen Lesern in größeren Beständen zu empfehlen.
Ruth Titz-Weider
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Weisheit der Wölfe
Elli H. Radinger
Ludwig (2017)
288, [24] S. : Ill. (z.T. farb.)
fest geb.