Was das Leben sich erlaubt

In einer oft sehr lakonischen Sprache schildert Krüger seine Zeit als Hitlerjunge. Vom Elternhaus wird er auf eine der NS-Eliteschulen in Sonthofen geschickt. Von dort wird er wegen seines schauspielerischen Talents zu Filmaufnahmen nach Babelsberg Was das Leben sich erlaubt geholt. Dabei lernt er den Schauspieler Hans Söhnker kennen, der in der Fluchthilfe engagiert ist. Er und Kollegen machen Krüger über Filme mit einer Welt jenseits von Drill und Uniform vertraut. Aus einem Einsatz als unauffälligem Boten wird eine lebenslange Freundschaft. Kurz vor Kriegsende kommt Krüger zu einer SS-Division, die aus lauter 16-jährigen Jungen besteht. Nach dem ersten Kampfeinsatz setzt er sich in den Alpen ab, kommt in amerikanische Gefangenschaft und kann davonlaufen. Trotz seiner offen dargelegten Vergangenheit erhält er eine Sprecherstelle beim britischen Sender in Hannover. Die letzten Kapitel handeln von der Nachkriegszeit. - Krügers Geschichte ist ungeschminkt. Durch die knappe Ausdrucksweise kann er oft die Perspektive des Jungen einnehmen, der zwangsläufig nur eine beschränkte Weltsicht hat. Das ist glaubwürdig; ebenso, wie leicht es vor allem Söhnker gelang, die ideologische Verblendung aufzubrechen. Es liegt der Umkehrschluss nahe, dass die Indoktrination auch auf keine Widerstände stieß. Insoweit hat diese Biografie auch etwas Allgemeingültiges und zeigt, wie leicht gerade junge Menschen oft zu beeinflussen sind. Das Buch wird sicher auf Interesse stoßen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Was das Leben sich erlaubt

Was das Leben sich erlaubt

Hardy Krüger. Mit historischen Ergänzungen von Peter Käfferlein und Olaf Köhne
Hoffmann und Campe (2016)

220, [16] S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 586341
ISBN 978-3-455-50397-5
9783455503975
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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