Das Buch der verlorenen Bücher
Wie wichtig es ist, Dokumente zu sichern und immer neu abzuspeichern, weiß jeder, der selbst schon einmal ein Schriftstück unwiederbringlich verloren hat. Dass ein solcher Lapsus auch den Großen der Schriftstellerzunft passieren kann, zeigt das Buch von Giorgio van Straten. Im unterhaltsamen Plauderton, gewürzt mit einer Prise Humor, erzählt er die Geschichten von Büchern, die vielleicht Berühmtheit erlangt hätten, wären sie nicht zuvor verloren gegangen. Da ist zum Beispiel Ernest Hemingway, dessen Frau eine Reisetasche mit seinen fertigen Manuskripten verliert. Oder Walter Benjamin, der sich selbst vom Missgeschick verfolgt sieht und in den Wirren des Zweiten Weltkriegs eine Tasche (wohlmöglich mit bedeutenden Manuskripten, z.B. der Fortsetzung seines Passagen-Werkes) wie seinen Augapfel hütet. - Giorgio van Straten, Leiter des Italienischen Kulturinstituts in New York, hat ein Buch geschrieben, wie es eigentlich nur das Leben schreiben kann. Die Geschichten sind unterhaltsam und erheiternd zugleich, doch sie enthalten auch die ganze Dramatik menschlichen Lebens. Sie berichten über Bücher, die vielleicht berühmt geworden wären - wären sie nicht plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Als leichte "Lektüre für zwischendurch" ist das Buch uneingeschränkt für alle Bestände zu empfehlen!
Fabian Brand
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Buch der verlorenen Bücher
Giorgio van Straten
Insel-Verl. (2017)
167 S.
fest geb.