Jesus von Nazaret
Hoppe entwirft das Bild des historischen Jesus, wie es die Forschung heute zeichnen kann. Auferstehung, der Glaube der Apostel und auch die nicht wenigen Projektionen vom biblischen Osterglauben zurück in das Leben Jesu werden bewusst hintangestellt. So aber entsteht ein erstaunliches, reiches Bild dieses Mannes aus Nazareth, der - auch für einen Nicht-Gläubigen - alle gewohnten Maßstäbe sprengt. Das Buch ist bewusst für Nicht-Theologen geschrieben und bedient sich deshalb einer einfachen Sprache ohne theologische Verklausulierungen und Anmerkungen. Einiges wird traditionell ausgerichtete Leser schmerzen, z.B. der Verzicht darauf, in den Kindheitsgeschichten bei Mt und Lk historische Auskünfte zu suchen; an einigen Stellen wird man diskutieren und anders denken müssen. Aber das streng 'historische' Bild, das Hoppe von Jesus zeichnet, ist so großartig, dass auch die 'Glaubens'-Gestalt Jesu Christi noch strahlender wird; der soziale Neuansatz Jesu, seine Freiheit gegenüber dem Gesetz, sein Urvertrauen auf den Vater usw. - Das Buch des emeritierten Bonner Neutestamentlers bietet fundiertes Einführungswissen über den historischen Jesus. Natürlich braucht es die Weiterführung zum Jesus Christus des Glaubens, von dem das Neue Testament seine Leser überzeugen will (s. dazu z.B. Biser: Jesus (2008) oder Broch: Jesus (2013)).
Josef Sudbrack
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Jesus von Nazaret
Rudolf Hoppe
kbw Bibelwerk (2012)
182 S.
fest geb.