Verdi

An Biografien über Giuseppe Verdi mangelt es wirklich nicht. Unter allen italienischen Komponisten ist er zweifellos der weltweit bekannteste. Peter Härtling, dem wir schon eine ganze Reihe von Komponistenporträts (Schubert, Schumann, Fanny Hensel-Mendelssohn) Verdi verdanken, nähert sich in seinem neuen Buch still und mit spürbarer Verehrung dem 'Maestro' aus der italienischen Emilia an. "Es ging mir nicht darum", schreibt der Autor in der Einleitung, "das Leben Verdis zu erzählen, Daten und Werke einzusammeln. Der Untertitel nennt neun Fantasien ... Eine Fantasie folgt Motiven, Stimmungen. Es ist eine dem Alter angemessene Form". Und mit dem Alter meint Härtling nicht nur den 'alten' Verdi, sondern er spielt auch auf sein eigenes Lebensalter an. "Ich nähere mich an Jahren dem Verdi und ich wünsche mir waghalsig einen Austausch der Erfahrungen." Man kann also bei der Lektüre dieses wie immer bei Härtling so wunderbar rhythmisierten Erzählflusses im Hinterkopf auch Stimmungen des Dichters mitdenken, wenn er aus scheinbarer Distanz über den Musiker schreibt. Gelegentlich weicht Härtling auch von der Vita Verdis ab und hängt eigenen autobiografischen Erinnerungen an. "Ich erzähle meine Erfahrungen als seine und seine als meine, und es ist mir nicht wichtig, mich an die Chronologie zu halten". Biografien über Giuseppe Verdi gibt es genug. Aber nur wenigen Autoren gelingt es, einem die Gefühle und im Alter langsam verglimmenden Leidenschaften des großen Opernkomponisten näherzubringen. - Sehr zu empfehlen!

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Verdi

Verdi

Peter Härtling
Kiepenheuer & Witsch (2015)

210 S.
fest geb.

MedienNr.: 582250
ISBN 978-3-462-04808-7
9783462048087
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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