Ich denke oft an den Krieg, denn früher hatte ich dazu keine Zeit
Im Jahr 1939 versuchten fast 1000 jüdische Menschen, darunter die Autorin mit ihren Eltern und weiteren Familienangehörigen, per Schiff das rettende Kuba zu erreichen. Obwohl sie gültige Visa hatten, lehnte das Land ab, sie aufzunehmen und sie mussten wieder zurück nach Europa, wo ein Teil von ihnen zunächst in einem Hotel in Amsterdam, bald darauf in einem niederländischen Lager interniert wurde. In einer sehr nüchternen, emotionslosen Sprache schildert die Autorin ihren eigenen und den Leidensweg vieler anderer zunächst im Lager Westbork, das bald zu einem Durchgangslager für Transporte nach Bergen-Belsen und andere Lager wurde, später in Theresienstadt, Auschwitz und Mauthausen bis zur Befreiung durch die Amerikaner. Manche Einzelheiten, positive wie negative Erlebnisse, sind ihr in Erinnerung geblieben, so z.B. der Moment, in dem ihre Mutter von ihr getrennt wurde und weiterging, ohne sich umzudrehen. Einen starken Halt gab ihr während der ganzen Zeit der Glaube an Gott. Neben ihren eigenen Erinnerungen hat sie ein paar weitere Dokumente als Grundlage für ihre Aufzeichnungen genommen, Fotos lassen einiges lebendig werden. - Ein bewegendes Buch, für alle Büchereien sehr zu empfehlen.
Julia Massenkeil-Kühn
rezensiert für den Borromäusverein.
Ich denke oft an den Krieg, denn früher hatte ich dazu keine Zeit
Hannelore Grünberg-Klein
Kiepenheuer & Witsch (2016)
167, [16] S. : Ill.
fest geb.