Waschplatz der kühlen Dinge
Zugegeben: Es ist schwer, über Gedichte zu schreiben. Und leicht, sie zu zitieren und zu rezitieren. Besonders bei denen im inzwischen siebten Lyrikband von Kathrin Schmidt. Was auffällt, sind die Freude an Reim, Wortkombinatorik und Sprachspiel, die Vorliebe für zungenbrecherische Namen wie "guachomontones" (mexikanische Kreispyramiden), die konsequente Kleinschreibung, die religiöse Musikalität ("kocht gott für volk und vater weltgerichte?") und der Hang zu Zyklen. Ein Zyklus aus Sonetten ist dem Übersetzen gewidmet, das hier auch als Weg des Inhalts in die Form, als dichterische Eingebung und als Sprachwerdung "aus gebrauchter sprache / in sprachgebräuche" verstanden wird. Die Texte sind klug, eine Sache für anspruchsvolle Leser, bisweilen etwas anstrengend in der Arbeit am Wort, aber immer auf eine originelle Überraschung aus. Und das lohnt in jedem Fall die Lektüre. Vielleicht auch das Lautlesen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Waschplatz der kühlen Dinge
Kathrin Schmidt
Kiepenheuer & Witsch (2018)
89 S.
fest geb.