Der lange Schatten der Täter

Es hat Jahrzehnte gedauert, bis so ziemlich alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens (Justiz, Medizin, Militär, Wirtschaft, Kultur) sich ihrer NS-Vergangenheit gestellt haben. Das heikelste Thema allerdings ist die historische Schuld, die auf den Der lange Schatten der Täter Familien liegt. Wie geht man damit um, wenn sich ein NS-Täter in der eigenen Familie findet? Wenngleich man von einer Schuld der nachfolgenden Generationen nicht mehr sprechen kann, so werden diese doch durch die Last der Geschichte schier erdrückt. Das sehr gewissenhaft recherchierte Buch von Alexandra Senfft macht in den hier vorgelegten Biografien überhaupt erst einmal diese Last, diese unverschuldete Tragik bewusst. Wir erfahren aber auch von den fast natürlichen Reaktionen des Verdrängens, von der oft verzweifelten Suche nach Vergessen. Die Autorin, deren Familie selbst einen hochrangigen Vertreter des Regimes aufzuweisen hat, hilft uns aber auch zu begreifen, dass Verdrängen aus Gründen einer vermeintlichen Familienehre oder Loyalität kein gangbarer Weg ist, dass die Schatten der Vergangenheit, die man unbedingt loshaben will, in sehr realer Gestalt - bis hin zu enormen psychischen Belastungen - wiederkommen. So bleibt als Ausweg nur die ehrliche und bewusste Aufarbeitung. - Ab mittleren Beständen empfohlen.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der lange Schatten der Täter

Der lange Schatten der Täter

Alexandra Senfft
Piper (2016)

351 S.
fest geb.

MedienNr.: 585811
ISBN 978-3-492-05739-4
9783492057394
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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