Hardenberg
Ganz in der Familientradition erhielt Hardenberg (1750 - 1822) nach dem Jurastudium erste Beamtenpositionen im Kurfürstentum Hannover und im Fürstentum Brauschweig-Wolfenbüttel. Sein Eintritt in den preußischen Staatsdienst bedeutete einen Karrieresprung. Als Staatsminister leitete er nach 1790 die Eingliederung von Ansbach und Bayreuth in die preußische Verwaltung, wobei er hier mit ersten Reformen bereits Akzente setzen konnte. Der politische Aufstieg war allerdings begleitet von einem turbulenten Privatleben, das von drückenden Schulden und Affären bestimmt wurde. Die katastrophale Niederlage Preußens 1806 gegen Napoleon bot den Anstoß für eine grundlegende Reform des preußischen Staats. Gestützt auf Überlegungen des Freiherrn vom Stein ermöglichten die sog. Stein-Hardenbergschen Reformen nach 1810 u.a. Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern und die Emanzipation der Juden. Die Frage nach dem ganz Individuellen im Leben Hardenbergs beantwortet sein Biograf Lothar Gall, ein profunder Kenner dieser Epoche, mit einem Blick auf das Staatsverständnis des preußischen Politikers. Für Hardenberg habe der monarchisch verfasste und bürokratisch geleitete Staat den absoluten Vorrang. Hardenberg stehe damit in der Tradition des von Richelieu und später von Napoleon begründeten modernen französischen Staates. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Cornelia Jahn
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hardenberg
Lothar Gall
Piper (2016)
282 S. : Ill.
fest geb.