Scheiße bauen: sehr gut
Weil Paul es mal wieder verpennt hat, wird er im Sozialpraktikum seiner Schule dazu eingeteilt, drei Wochen in einer Förderschule mitzuhelfen. Gleich am ersten Tag wird er mit einem neuen Mitschüler verwechselt und fällt ganz in diese Rolle. So recht weiß er zwar nicht, wie man sich als Behinderter benimmt, aber Paul gibt sich alle Mühe nicht aufzufliegen und gechillt durch die Praktikumszeit zu kommen. Nur einer hat sein Spiel durchschaut, und das ist noch dazu ein Schüler der Förderschule. - Tobias Steinfelds Protagonist ist faul, verwegen, hinterlistig und manchmal sogar kriminell, nur um möglichst cool zu wirken. Soviel Durchtriebenheit, wie er im Buch an den Tag legt, nimmt man der Figur aber nach einem Drittel des Buches nicht mehr ab. Da die Thematik der umgekehrten Inklusion durchaus ein sehr spannendes Thema ist, enttäuscht leider die oberflächliche Umsetzung. Den richtigen Zugang, der nicht unbedingt eine rosarote Lösungsformel sein müsste, schafft das Buch leider nicht zu herzustellen. Der Leser wartet auf witzige oder tiefsinnige Lösungen und wird mit Flaschen-Wurfaktionen und Peepshows abgespeist. Einzig die Nebenfigur sticht wahrlich aus der Geschichte heraus.
Gerda Harprath
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Scheiße bauen: sehr gut
Tobias Steinfeld
Thienemann (2018)
268 S. : Ill.
kt.