Jenseits des Meeres

Als die Soldaten kamen, um seine Mutter mitzunehmen, hatte sich Malik im Kleiderschrank verstecken können. Nun befindet er sich mit seinem Großvater auf dem Weg zum Hafen, wo noch ein Schiff in ein sicheres fernes Land ablegen wird. Eines Nachts, Jenseits des Meeres in einem verlassenen und geplünderten Haus, treffen die beiden auf alte Bekannte, die ihnen von den absurd hohen Fahrkartenpreisen erzählen. Zögerlich enthüllt Maliks Großvater seine letzten finanziellen Reserven, wird aber von seinen vermeintlichen Freunden betrogen und bestohlen. In seiner Verzweiflung opfert er all seinen Besitz und guten Namen, um Malik eine Fahrkarte zu beschaffen. Dieser glaubt währenddessen weiter fest an die Versicherungen seines Großvaters, dass seine Mutter im Hafen zu ihnen stoßen wird. Durch eine List gelingt es dem Großvater, seinen Enkel dazu zu bewegen, an Bord zu gehen - und erschrocken findet sich Malik dort ganz allein wieder, als Waisenkind deklariert, auf dem Weg in ein fremdes Land. - Als Leser erfährt man keine Details über Maliks Herkunftsland, die genauen politischen Umstände oder sein Ziel, aber gerade dies verleiht seiner Geschichte ihre Allgemeingültigkeit. Mit minimalistischen Hintergrundbeschreibungen fokussiert sich der Autor auf den oben beschriebenen Ausschnitt der Flucht und gestaltet ihn - insbesondere aus der Perspektive eines Kindes - in durchweg beklemmender Atmosphäre. Ein thematisch hochaktuelles Jugendbuch, das unter die Haut geht - sehr zu empfehlen!

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jenseits des Meeres

Jenseits des Meeres

Jon Walter
Königskinder-Verl. (2015)

314 S.
fest geb.

MedienNr.: 582165
ISBN 978-3-551-56017-9
9783551560179
ca. 17,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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