Die Rückkehr

Felix von Geldern verließ 1938 mit seiner Familie Österreich. Die Vorstellung, Deutscher zu werden, war ihm unerträglich. 1949 kehrt er mit der Großmutter Viktoria nach Wien zurück, um das ehemalige Familienvermögen einzufordern. Beide, inzwischen US-Staatsbürger, werden in ihrer zerbombten Heimatstadt nicht nur mit einer desolaten Versorgungslage, sondern v.a. mit Menschen konfrontiert, die ihnen offen feindselig gegenüberstehen, die in Selbstmitleid versinken oder schnell zu Wendehälsen mutierten. Kurz nach der Ankunft begegnet Felix auch seiner früheren Freundin Gertrud. Momentan ist sie die Geliebte eines US-Offiziers, vorher war sie begeisterte Nationalsozialistin. Verblendet von seinen Erinnerungen heiratet er Gertrud Hals über Kopf. Als er sie noch am Hochzeitsabend mit Beweisen ihrer Liaison konfrontiert, sieht die junge Frau keine Zukunft mehr für sich und begeht Selbstmord. Wenige Tage später fahren Felix und seine Großmutter desillusioniert in die USA zurück. Trotz der Enttäuschungen kehrt Felix schließlich doch wieder nach Wien zurück, um beim Wiederaufbau seiner zertrümmerten Heimat zu helfen. - Ein zeitgeschichtlicher Roman, der heutigen Lesern einen klug umschriebenen Einblick in das Gefühlsleben der Menschen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt. Ernst Lothar (1890-1974; zul. "Der Engel mit der Posaune", BP/mp 16/408) lässt Emigranten, politisch Verfolgte, Mitläufer und Missbrauchte, ehemalige und unbelehrbare Nazis aufeinandertreffen und entwickelt so einen hoch emotionalen Roman, dessen Umstände beispielhaft für andere politische Umwälzungen stehen könnten. Der Roman erschien erstmals 1949 in New York und verarbeitet Erfahrungen, die Lothar selbst gemacht hat. Ein durchaus aktuelles Buch, zu empfehlen.