Flüchtling
In den Mittelpunkt seiner Überlegungen, die er wohl gegen Jahresende 2015 zuletzt überarbeitet hat, stellt der bekannte Autor die Lebenswege des Begründers des Christentums und des Führers der tibetisch-buddhistischen Religionsgemeinschaft. Mehrmals nimmt Alt auf eine Aussage des Dalai Lama Bezug, der "Ethik anstelle Religion" forderte, in dem Sinne, dass alle Menschen zu ethischem Handeln verpflichtet sind, nicht zu Abgrenzung oder Aussonderung aufgrund einer Religionszugehörigkeit. Gleichwohl beginnt Alt seine Darstellung mit der Argumentationskette führender deutscher Wirtschaftsunternehmer. Er behauptet sogar, die Aufnahme von Flüchtlingen führe wie nach 1945 zu einem erneuten Wirtschaftswunder. Im dritten Kapitel des schmalen Buchs stellt er verschiedene Flüchtlinge und Auswanderer vor wie Steve Jobs, das zur Adoption freigegebene Kind eines Syrers oder den badischen Revolutionär Carl Schurz oder Boatpeople aus Vietnam. - Alts Zusammenstellung hat eine eindeutige Grundrichtung: Flüchtlinge und Auswanderer aus Not bereicherten zu allen Zeiten die Gesellschaften, die sie aufnahmen. Der "Jugendüberhang" der derzeitigen Flüchtlingswelle komme den alternden europäischen Gesellschaften besonders zugute. Nicht zuletzt appelliert er an die christlich-ethische Verpflichtung zur Gastfreundschaft. - Trotz einiger - den sich überschlagenden Ereignissen geschuldeten - textlichen Schwächen (Wiederholungen) kann das Buch als engagierter Meinungsbeitrag zu einem aktuellen Thema allen Büchereien empfohlen werden.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Flüchtling
Franz Alt
Gütersloher Verl.-Haus (2016)
176 S. : Ill.
fest geb.