Schulden
Stehen wir an der Schwelle zu epochalen Veränderungen? Wird der Kapitalismus schon bald, spätestens aber in ein oder zwei Generationen Geschichte sein? David Graeber, Vordenker der weltweiten Occupy-Bewegung, Hochschulprofessor (bis 2007 an der Yale-University, seither an der University of London) und überzeugter Anarchist, vertritt in diesem imponierenden Buch über die Geschichte der Schulden genau diese Auffassungen. Die Anfänge reichen seiner Einschätzung nach bis in das antike Mesopotamien zurück und die weitverbreitete Erzählung vom Tauschhandel als Urform jeder wirtschaftlichen Tätigkeit darf in das Reich der Mythen verbannt werden. Graeber verfolgt einen ausgesprochen anthropologisch orientierten Zugang, um die Geschichte der Schulden zu ergründen. Er untersucht überdies die Rolle, welche die Schuldenlast im Verlauf der Geschichte ausübte und vertritt die Auffassung, dass überbordende Verbindlichkeiten Ausgangspunkt für nahezu alle Revolutionen und Umbrüche war. - Das ungemein materialreiche und kluge Buch, das das Verständnis für die gegenwärtigen Vorgänge schärft, ist ein Muss für jede größere Bücherei, kleineren wird es zumindest empfohlen!
Bernhard Lübbers
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schulden
David Graeber
Klett-Cotta (2012)
536 S.
fest geb.