Tochter des Diktators

Zwar erzählt Geipel die Geschichte aus der Perspektive einer Klassenkameradin von Ivano Matteoli, dem zeitweiligen Ehemann von Beate Ulbricht, dennoch steht deren Leben und womöglich tragisches Ende im Mittelpunkt. Matteoli, der Sohn eines toskanischen Tochter des Diktators Kommunisten, lernt beim Studium in Leningrad in den 50er Jahren Bea kennen und heiratet sie. Gegen den Widerstand der Eltern in Ostberlin. Ein Umzugsversuch wieder nach Leningrad scheitert, weil Bea der Pass weggenommen wird. Das Paar, das eine Tochter hat, sieht sich nie wieder. Bea ist wenige Jahre später unglücklich mit einem Russen verheiratet, auch Ivano verehelicht sich erneut. In großen Sprüngen erlebt dies seine Vertraute aus Kindertagen mit, die selbst aktiv an den Pariser Studentenunruhen 1968 beteiligt war. - Durch die gewählte Erzählperspektive kann Geipel die großen Spuren sozialistischer Aufbrüche - im Ostblock, in Paris und im Italien der 80er Jahre - zusammenführen. Dem steht ein gleichsam betoniertes Ostberlin gegenüber. Wohl aus Gründen der Staatsraison adoptierten die Ulbrichts das Waisenkind Bea und bestimmten sie in eine öffentliche Rolle. Dass sie sich so vehement gegen die Verbindung mit einem Kommunisten, allerdings aus dem Westen, wehrten, scheint zu weiten Teilen eine Frage des persönlichen Charakters von Lotte Ulbricht gewesen zu sein. - Ein interessantes Schlaglicht auf ein Stück früher DDR-Geschichte.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Tochter des Diktators

Tochter des Diktators

Ines Geipel
Klett-Cotta (2017)

197 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 590266
ISBN 978-3-608-98311-1
9783608983111
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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