Jede einzelne Minute

In dem Wissen, nur noch sehr wenig Lebenszeit übrig zu haben, wünscht sich die irische Schriftstellerin Una, in den letzten Tage ihres Lebens mit dem um etliche Jahre jüngeren Liam, einem langjährigen Freund, nach Berlin zu reisen. Liam lässt Jede einzelne Minute sich darauf ein und plant mit ihr gemeinsam die wenigen Tage in Berlin straff, da Zeit nur noch für das Wesentliche bleibt, das Una sich wünscht: eine Aufführung der Oper Don Carlos, den Besuch des Pergamonmuseums und den Abschied von Freunden in einem Pariser Café. Kern der Reise aber sind die intensiven Gespräche, die Una und Liam führen. Angesichts des Todes sind weder Rücksicht, Scham noch Umschreibungen angebracht, daher rechnet Una hemmungslos mit ihrem Leben ab, ihrer Familie und deren Geschichte. Sie resümiert und weiß, ohne verbittert zu sein, was sie, hätte sie die Chance, anders machen würde. Diese Offenheit fordert Liam heraus, und auch er öffnet sich und ist mit seinem Dasein und Problemen schonungslos der Freundin ausgeliefert. Zurück bleibt nicht verzweifelte Trauer, sondern das Wissen, es mit dem Leben aufnehmen zu wollen. - Die Erzählung trägt (auto)biografische Züge Hamiltons, der 2008 eben diese Reise mit der an Krebs erkrankten Schriftstellerin Nuala O'Faolain unternahm, wie ein Nachwort den Leser aufklärt. Ein unsentimentales, ehrliches und dem Leben trotzendes Buch über das Leben angesichts des Todes. (Übers.: Henning Ahrens)

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jede einzelne Minute

Jede einzelne Minute

Hugo Hamilton
Luchterhand (2014)

350 S.
fest geb.

MedienNr.: 408172
ISBN 978-3-630-87425-8
9783630874258
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats