Betti Kettenhemd
Schon nach kurzer Lektüre ist der Leser gefesselt: Wie auf einer Bühne tritt der Autor immer wieder in direkten "Dialog" mit dem kindlichen Publikum und erzählt bildreich und fantasievoll, pathetisch und philosophisch, verspielt und ironisch, spannend und witzig von der wilden, dünnen Betti, die ihre panische Angst vor dem "schwarzen Mülleimer", einem furchterregenden Kettenhund, überwindet, indem sie ihn voller Mitleid pflegt, dem Tod entreißt und fortan mit ihm über die Felder "rennt". Todfeind (im Wortsinn) des anarchischen Paares wird der Kontroll-Fetischist und "Freizeitjäger Herr D. Müller-Meckel", der aber wie im Märchen (an das sich die Erzählung auch formal anlehnt) letztlich den Kürzeren zieht. Anspielungsreich (unerfreuliche Zeitgenossen), sprachmächtig und sprachkritisch, eigenwillig illustriert - ein Lesevergnügen für alle.
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.
Betti Kettenhemd
Albert Wendt
Jungbrunnen (2008)
120 S. : Ill.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 9