Lesereise Tschechien
Klaus Brill, seit 2005 in Prag lebender Reporter der "Süddeutschen Zeitung", schildert in seinen lebendig geschriebenen Feuilletons dieser Sammlung interessante Aspekte des Landes an Moldau und Elbe (ohne die Hauptstadt Prag, für die er einen eigenen Band in der Picus-Reihe verfasst hat). Dabei geht es natürlich viel um die Wunden der (Habsburger, Nazi- und sowjetischen) Vergangenheit und ihre Bewältigung (Theresienstadt, sudetendeutsche Frage), aber auch z.B. um das "wilde Herz Europas" im Nationalpark Böhmerwald, um die "Premiumtourismusstadt" Krumau, das Pilsener Bier, die russischen Investoren in Karlsbad, um die Autofirma Skoda, den Schuhfabrikanten Tomás Bata und den Milliardär und Zeitungsverleger Zdenek Bakala. Von Jan Hus und der Stadt Tabor wird erzählt, vom heimatverachtenden Schriftsteller Milan Kundera und vom knorrigen "Alphatier auf der Burg" Staatspräsident Václav Klaus, aber auch von Adalbert Stifters Hinterlassenschaft in Oberplan und von der Rettung der Brünner Villa Tugendhat, eines Weltkulturerbes von Mies van der Rohe. - Selbst wer das benachbarte Reiseland schon gut kennt, wird aus Brills Beobachtungen noch neue Einsichten oder Denkanstöße gewinnen können. Eine gewinnbringende Anschaffung für jede Bücherei.
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Lesereise Tschechien
Klaus Brill
Picus-Verl. (2011)
131 S.
fest geb.