Der Boxer

Als Mojsche Bernsteins Vater Naum seine Schulden nicht bezahlen kann, schickt der Warschauer Unterwelt-Pate Kaplica einen Killer - den stadtbekannten jüdischen Boxer Jakub Shapiro. Shapiro tötet Mojsches Vater. Danach nimmt der Boxer, der eigenen Der Boxer Erinnerung nach, den Jungen in seine Familie auf und lässt zu, dass er zu seinem ständigen Begleiter wird. Als die Rechtskonservativen immer mehr Einfluss gewinnen, verliert Kaplica an politischem Rückhalt. Er wird getötet und Shapiro flieht nach Palästina. Twardoch erzählt seinen Roman in der Rückblende des alternden Shapiro, der als General im Ruhestand in Tel Aviv lebt. Gegen Ende der Geschichte erfährt der Leser, dass Shapiro den jungen Mojsche bald nach dem Tod Naum Bernsteins ebenfalls getötet hat. Die aus der Ich-Perspektive erzählte Geschichte des jungen Bernstein ist für Shapiro zur zweiten Realität geworden, so sehr identifiziert er sich mit seinem Opfer Mojsche. Das Buch kann nicht nur mit hervorragend gezeichneten Charakteren aufwarten, es vermittelt auch einen Einblick in die politischen Verhältnisse, die im Polen der Vorkriegszeit herrschten. Eine Zeit, in der, wie in Deutschland, der Antisemitismus weite Kreise der Gesellschaft erfasst hatte. Die Art zu erzählen erinnert an Henning Mankell, allerdings mit weniger Krimi-Anteilen und mehr psychologischem Tiefgang. Für Leser/innen, die ambitionierte Thriller und Krimis mögen und vor der Darstellung von Gewalt nicht zurückschrecken. (Übers.: Olaf Kühl)

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Boxer

Der Boxer

Szczepan Twardoch
Rowohlt Berlin (2018)

462 S.
fest geb.

MedienNr.: 592495
ISBN 978-3-7371-0008-3
9783737100083
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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