Außer Takt
Ausführlich beleuchtet die niederländische Philosophin Marli Huijer, was Zeit eigentlich ist und was sie für uns als Individuen wie als Gesellschaft bedeutet. Unterteilt und gegliedert wurde und wird die Zeit dabei durch Rhythmen, von großen kosmischen Rhythmen bis hin zu individuellen persönlichen Taktungen. Die heute geltenden gesellschaftlichen Rhythmen, z.B. die Sieben-Tage-Woche oder der Wechsel von Feier- und Arbeitstagen geht auf die Religionen zurück, die in der säkularisierten Welt immer mehr an Bedeutung verloren haben. Der rasante technische Fortschritt und die Digitalisierung der Welt machen eben noch moderne Rhythmusgeber wieder überflüssig. In einer Zeit, in der alles immer machbar scheint und jede/r jederzeit erreichbar ist, scheinen Zeitgliederungen an Bedeutung zu verlieren. Doch Forschungsergebnisse aus der Biologie, Soziologie oder Technologie zeigen, dass der Mensch nach wie vor ein rhythmisches Wesen ist. So plädiert Huijer zum Ende ihres Buches dafür, die sich bietenden Vorteile dieser Veränderungen zu nutzen, sich aber durch Selbstdisziplin einen eigenen gesunden Rhythmus zu erhalten. Dazu macht sie Vorschläge, wie dies gesellschaftlich gefördert werden kann. - Überaus lesenswerte philosophische Abhandlung mit zahlreichen interessanten Anregungen und Gedanken. Sehr gerne ab mittleren Büchereien für die Abteilung "Lebenskunst" empfohlen.
Dorothee Rensen
rezensiert für den Borromäusverein.
Außer Takt
Marli Huijer
Theiss (2017)
234 S.
fest geb.