Ich bin China
Iona, eine englische Sinologin, erhält eines Tages einen Stapel von Papieren, die sie aus dem Chinesischen übersetzen soll. Dabei handelt es sich um Kopien von Briefen und Tagebuch-Eintragungen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gelingt es Iona herauszufinden, dass es dabei um die Liebesgeschichte eines jungen chinesischen Paares geht. Jian Kublai ist ein moderner Punk, der versucht, durch seine Musik die chinesische Gesellschaft auf die Unterdrückung durch die Partei aufmerksam zu machen. Er wird verhaftet und als politischer Straftäter eingesperrt. Doch überraschend wird ihm die Ausreise nach Europa gewährt. Er fühlt sich jedoch einsam und verlassen und sehnt sich trotz aller schlechter Erinnerungen nach seiner chinesischen Heimat. Auch seine Freundin Deng Mu gehört zur jungen Künstlerszene. Sie schreibt allerdings unpolitische romantische Gedichte. Schließlich nimmt sie das Angebot einer Pekinger Schiffsbaufirma an, deren Niederlassung in London zu leiten. - Obwohl es sich in erster Linie um eine Liebesgeschichte handelt, wird auch die politische Situation in China klar aufgezeigt. Die Autorin vermittelt ein sehr differenziertes Bild von diesem Land. Zugleich gelingt es ihr auf äußerst berührende Weise, anhand von Briefen und Tagebuchnotizen die tragische Beziehung zwischen Mu und Jian darzustellen. Das Buch ist zwar nicht ausgesprochen spannend, aber dennoch fesselnd. Es kann jedem empfohlen werden, der nicht ausschließlich an einem Liebesroman interessiert ist, sondern auch etwas über das Alltagsleben und die Probleme im heutigen China erfahren möchte. (Übers.: Anne Rademacher)
Edith Schipper
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ich bin China
Xiaolu Guo
Knaus (2015)
428 S. : Ill.
fest geb.