Keinland
Jana Hensel, bekannt geworden durch "Zonenkinder" (BP 03/53) legt mit "Keinland" ihren ersten Roman vor. Sie erzählt die Liebesgeschichte von Nadja und Martin. Nadja, eine junge Redakteurin aus Berlin, und Martin, ein Geschäftsmann um die Fünfzig aus Tel Aviv, versuchen, ihre Differenzen zu überbrücken. Beide fühlen sich heimatlos. Nadja ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen und hat das Gefühl, ihre Vergangenheit verloren zu haben. Martin ist in Frankfurt am Main geboren und nach der Wende nach Israel ausgewandert. Er ist der Sohn von Holocaustüberlebenden. Da er außer seinen Eltern keine Verwandten kennt, sieht er sich ohne Vergangenheit. Mit großem Enthusiasmus und einer Liebe, die alles für möglich hält, möchte Nadja eine Zukunft für sie beide schaffen. Rückblickend erzählt sie ihre Geschichte und wendet sich dabei abwechselnd an ihren Geliebten oder einen unbekannten Zuhörer. Es geht in diesem klugen Buch nie nur um die Liebe des Paares, sondern auch um die Frage der Identität, um Vergangenheitsbewältigung, um Schuld. Das Cover täuscht, da es eine leichte Liebesgeschichte vermuten lässt. Für alle Bestände.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Keinland
Jana Hensel
Wallstein-Verl. (2017)
195 S.
fest geb.