Reue

In einem Dorf bleibt nichts unbemerkt. Sabine, jung und hübsch, verheiratet in einer Wochenendehe mit Dieter, dem Berufssoldaten, hat eine Affäre mit ihrem gut aussehenden Mieter Thomas. Was zunächst aus Langeweile und Neugier begann, entwickelt Reue sich zu einer leidenschaftlichen Liebe. Sabine spielt sogar mit dem Gedanken, ihren Ehemann zu verlassen. Bevor es dazu kommt, verschwindet Thomas spurlos. Nur der Leser ahnt, dass ein Mord geschehen ist, dass Thomas von dem gehörnten Ehemann erschlagen wurde. Der Einstieg in das Geschehen ist eine Verhaftung. Zunächst weiß man nicht, wer da verhaftet wurde. Dann geht der Blick in die nahe Vergangenheit. In ganz kurzen Kapiteln, manche nur eine bis zwei Seiten lang, wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten erzählt, die Gedanken und Gefühle der Personen enthüllt. Die Spannung steigert sich allmählich, lässt den Leser nicht mehr los. Die Knappheit der Kapitel entspricht der Knappheit und Nüchternheit der Sprache, die passend zu den jeweiligen Protagonisten sich minimal stilmäßig unterscheidet. Drastisch, in der Wortwahl männlich geprägt, sind die Gedanken der männlichen Personen, aggressiv böse die der neidischen Arbeitskollegin von Sabine, die es nicht lassen kann, den gehörnten Ehemann anonym auf den Ehebruch hinzuweisen und dadurch die Geschehnisse ins Rollen bringt. Es geht nicht nur um das Geschehene an sich, es geht auch um Emotionen, die die Menschen prägen. Es geht um Neid, Hass, Leidenschaft, Trauer und Resignation. Es ist die Geschichte eines Mordes und dennoch kein Krimi im üblichen Sinn. Sehr lesenswert mit einem unerwarteten Ende.

Christiane Kühr

Christiane Kühr

rezensiert für den Borromäusverein.

Reue

Reue

Sascha Berst-Frediani
Gmeiner (2018)

Gmeiner Spannung
344 S.
kt.

MedienNr.: 592778
ISBN 978-3-8392-2249-2
9783839222492
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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