Sun village
In dem neu erbauten Stadtteil Sun Village, einer anonym und abstoßend wirkenden Hochhaussiedlung, begeht eine steigende Zahl von Menschen scheinbar grundlos Selbstmord. Die Polizei schließt Fremdeinwirkung aus. Die Manga-Leser tappen genau wie die Polizei im Dunkeln und versuchen das offensichtliche Netzwerk unter den Selbstmord-Opfern zu durchschauen. Über scheinbar banale Alltagsgeschichten beispielsweise aus dem Schulleben, von lästernden Nachbarn oder auch von Banditen zeigt dieser Manga vordergründig das bunte Kaleidoskop des Lebens auf. Nichtsdestotrotz ist der Leserschaft schnell klar, wie beschönigend der Name "Sun Village" angesichts der scheiternden Protagonisten gewählt ist und dass alle Großstadtbewohner auf eine Katastrophe zusteuern. Die Figuren sind - typisch Inio Asano - ohne große Kulleraugen gezeichnet; die Bilder sind eher im klassischen Comicstil als Manga-typisch miteinander verwoben. Zudem schiebt Asano kurze Texte in Negativschrift auf schwarzem Hintergrund zwischen die Bilder ein, was einer Kommentier-Funktion gleichkommt. Sehr empfehlenswerter Manga, der beim Lesen Gänsehautgefühl auslöst.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Sun village
Inio Asano
Tokyopop (2017)
208 S. : überw. Ill.
kt.