Briefe aus dem Orient
Das Buch enthält in einer zeitgenössischen Übersetzung ins Deutsche, die dem flüssigen Stil der englischen Originale ausgezeichnet gerecht wird, die Briefe, die Mary Wortley Montagu als Gattin des englischen Gesandten an der Hohen Pforte von August 1716 bis November 1718 verfasste. Anders als der Titel vermuten lässt, gehören dazu außer den Briefen aus Konstantinopel auch Reiseberichte von unterwegs, etwa von Stationen der Anreise über Köln, Nürnberg, Wien und der Rückreise über Belgrad, Genua und Turin. Adressaten waren Angehörige der englischen Oberschicht und der Schriftsteller Alexander Pope. Bei ihren lebhaften, anschaulichen und sehr differenzierten Schilderungen osmanischer Sitten und Gebräuche und des orientalischen Alltags, die von forschender Neugier, scharfer Beobachtungsgabe und hohem Einfühlungsvermögen geprägt sind, profitierte Mary Montagu vom Vorteil, als Frau Zutritt zu den Harems zu erlangen und als Frau des Botschafters viele offizielle Anlässe aus dem Hintergrund beobachten zu können. Die sorgfältige Edition gliedert die Briefe nach Reiseetappen, einführende Kapitel vermitteln biographische und werkgeschichtliche Informationen; Kurzbiographien der Briefempfänger, ein Überblick über wichtige historische Daten des Osmanischen Reiches und Hinweise auf weiterführende Literatur beschließen das auch heutzutage mit Gewinn zu lesende Buch.
Ingrid Rückert
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Briefe aus dem Orient
Mary Wortley Montagu
Promedia (2006)
Edition Frauenfahrten
255 S. : Ill.
fest geb.