Das Blaue Buch
Kästner hatte immer die Absicht, die Herrschaft der Nazis zu dokumentieren, um einen Roman über diese Zeit zu verfassen. Grundlage hierfür sollte ein Tagebuch sein. Die Einträge hatte er in einer blauen unbeschrifteten Kladde verborgen, die später als das 'Blaue Buch' bekannt wurde. Der große Roman ist nie geschrieben worden, zu schrecklich war wohl das brutale Ergebnis der Nazi-Diktatur. Der Großteil der Einträge bezieht sich auf politische Ereignisse und Kriegsgeschehnisse, auch wenn immer wieder Gespräche und Schicksale in seinem Bekanntenkreis einfließen. Gegen Ende des Krieges allerdings nehmen die privaten Themen immer größeren Raum ein. Abgedruckt wurden auch von Kästner gesammelte Zeitungsausschnitte mit Anmerkungen und Anstreichungen. Das Buch verfügt über einen umfangreichen Anhang, in dem sich neben einem Personenglossar auch zwei Romanentwürfe finden. Außerdem haben die beiden Herausgeber sämtliche von Kästner erwähnten Personen und Geschehnisse mit historischen Erläuterungen versehen. Die gründliche Aufarbeitung macht Kästners 'Blaues Buch' zu dem, was der Autor in seinem ungeschriebenen Roman beabsichtigt hatte: zu einer umfangreichen Chronik dieser Jahre. Für größere Bestände als Ergänzung zu Kästner-Titeln empfehlenswert.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Blaue Buch
Erich Kästner
Atrium (2018)
403 S. : Ill.
fest geb.