Stillhalten

Zurückgezogen rekapituliert Tamara ihr Leben. Sie denkt zurück an die 1930er Jahre, als sie für Otto Dix Modell gestanden hat. Da ist sie am Beginn einer vielversprechenden Tanzkarriere und verdient ihren Lebensunterhalt mit Auftritten im Kabarett. Stillhalten Dort begegnet sie auch ihrem Mann - und begeht den entscheidenden Fehler ihres Lebens. Denn ihr Mann verbietet ihr das Tanzen. Fortan bereist nicht sie selbst die Welt, sondern ihr Gemälde geht von Museum zu Museum. - Die mit Preisen ausgezeichnete Autorin Nina Jäckle (Jg. 1966) ist die Enkelin der Tänzerin Tamara Danischewski. Sie hat sich durch Otto Dix' Gemälde, das im Buch abgedruckt ist, zu ihrem Roman inspirieren lassen. In kurzen filmischen Abschnitten springt sie in Tamaras Leben gekonnt zeitlich vor und zurück. Der Titel ist Metapher für Tamaras Leben. Auch beim Maler musste sie stillhalten, das eingefrorene Lächeln changiert zwischen spitzbübisch und verkniffen. Doch schwerer wog das Tanzverbot ihres Mannes. Der Abdruck einer Autogrammkarte der Tänzerin am Buchende macht den Kontrast deutlich: abgehoben, schwerelos, anmutig, so hätte ihr Leben verlaufen können. Dementsprechend melancholisch und resignativ ist der Ton des Romans. - Ein metaphernreiches Kleinod, aber nichts für depressive Gemüter.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Stillhalten

Stillhalten

Nina Jäckle
Klöpfer & Meyer (2017)

188 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 590917
ISBN 978-3-86351-451-8
9783863514518
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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