Ermordung des Glücks
Als der 11-jährige Fußballfan Lennard Grabbe eines Abends nicht mehr nach Hause kommt und einen Monat später erschlagen aufgefunden wird, bricht für seine Eltern die Welt zusammen. Nachdem ihre Ehe zuvor schon zerrüttet war, reagiert die Mutter immer apathischer, zumal sie ein engeres Verhältnis zum Bruder als zu ihrem Mann besitzt. Ex-Kommissar Jakob Franck, spezialisiert auf die Überbringung von Todesnachrichten, vermutet allmählich, dass eine erste Festnahme den Falschen traf. Trotz einiger Wendungen zeigt sich Friedrich Ani auch in seinem zweiten Jakob Franck-Fall an einer Spannungsdramaturgie desinteressiert. Vielmehr seziert er in ausführlichen, mitunter zermürbenden Diskussionen und Monologen die Psyche seiner Figuren. Manche der dunklen Flecken in ihrer Vergangenheit bleiben nur dem Leser bekannt. Daher liegt die Stärke des Autors in der Erschaffung glaubwürdiger Charaktere, indem er ihre Schwächen, Nöte, geheimen Begierden und ihren Schmerz plausibel werden lässt. August Zirner füllt die zerrissenen Charaktere souverän mit Leben, zumal er den bayrischen Dialekt perfekt beherrscht.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
Ermordung des Glücks
Friedrich Ani. Gelesen von August Zirner
Osterwold audio (2017)
6 CD (ca. 464 Min.)
CD