Der Bombenkrieg
Erstmals unternimmt ein Historiker hier den Versuch, eine gesamteuropäische Darstellung des Bombenkriegs vorzulegen. Der "Blitz" gegen England, als die deutsche Luftwaffe versuchte, das Vereinigte Königreich aus der Luft gewissermaßen "friedensreif" zu bombardieren, wird dabei ebenso behandelt, wie der bisher sonst nur in Spezialstudien aufscheinende Luftkrieg in Russland, Italien oder im übrigen von Nazideutschland besetzten Europa. Und natürlich fehlt auch der Bombenkrieg der Alliierten über Deutschland nicht. Ausführlich schildert der renommierte britische Militärhistoriker Overy die Vorgänge, die Strategie der Angreifer ebenso wie das Verhalten der Gesellschaft unter der zunehmenden Intensität der Bombardements. Insgesamt fielen dem Bombenkrieg in Europa wohl mehr als 600.000 Zivilisten zum Opfer und unzählige Kulturdenkmäler gingen für immer verloren. Das Ziel, die Moral der Bevölkerung mithilfe dieser Angriffe entscheidend zu beeinflussen und die Kriegswirtschaft zu lähmen, muss aber als gescheitert angesehen werden. Das Deutsche Reich etwa produzierte 1944 mehr Kriegsgüter denn je. Erst als man die Flugzeug- und v.a. die Treibstoffproduktion gezielt in den Blick nahm, zeitigte dies erhebliche Auswirkungen. Richard Overy hat ein Standardwerk verfasst, das einen gewichtigen Platz in der Literatur über den Zweiten Weltkrieg einnehmen wird.
Bernhard Lübbers
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Bombenkrieg
Richard Overy
Rowohlt Berlin (2014)
1051 S. : Ill.
fest geb.