Ein Mädchen nicht von dieser Welt

Im Morgengrauen bringt die Mutter den 9-jährigen Adam in den Wald. Sie verspricht ihn abzuholen, sobald sie die Großeltern in Sicherheit gebracht habe. Adam trifft dort auf Thomas aus seiner Klasse. Ihre Rucksäcke sind schwer bepackt, und so ahnt Ein Mädchen nicht von dieser Welt der Leser im Gegensatz zu den Jungen, dass die Mütter so schnell nicht wieder kommen werden. Die beiden gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um. Der Lehrersohn Thomas ist ängstlich, doch Adam zeigt seine pragmatische Seite. Von seinem Vater hat er handwerkliches Geschick mitbekommen, außerdem hat er seiner Mutter im Ghetto in der Gemeinschaftsküche geholfen. Er ist es, der ein Nest im Baum baut und Thomas das Klettern beibringt. Sein von den Großeltern vermitteltes Gottvertrauen gibt Adam zudem Zuversicht und er tröstet Thomas: "Du darfst nicht traurig sein, man muss das Gute genauso akzeptieren wie das weniger Gute, denn alles kommt von Gott" (S. 59). Und so erscheint ihnen auch das Mädchen Mina, das ihnen wortlos Brot und Käse hinstellt, als eine Art Engel. - Aharon Appelfeld, der selbst Verfolgung und Krieg in den ukrainischen Wäldern überlebt hat, streift hier die Flucht der Juden nur mit dem Kinderblick. Doch der lebensweise Autor scheint durch die lakonische Sprache und die einfachen Dialoge hindurch. Das kann leicht betulich wirken. Dennoch kann das schön gestaltete schmale Bändchen in einem großzügigem Druck allen Büchereien empfohlen werden. (Übers.: Mirjam Pressler)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Ein Mädchen nicht von dieser Welt

Ein Mädchen nicht von dieser Welt

Aharon Appelfeld
Rowohlt Berlin (2015)

124 S.
fest geb.

MedienNr.: 583375
ISBN 978-3-87134-788-7
9783871347887
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.