K. oder Die verschwundene Tochter

Auf einer Tagung des Instituts für Chemie an der Universität Sao Paulo wird im Oktober 1975 über die Entlassung einer Dozentin "wegen Nicht-Erscheinens am Arbeitsplatz" abgestimmt. Da jeder der anwesenden Akademiker ahnt, dass sich die junge Frau K. oder Die verschwundene Tochter in einem der Foltergefängnisse befindet, unterbleibt die Diskussion über den wahren Grund ihrer Abwesenheit. Im Verhalten ihres Vaters jedoch, der im Roman K. genannt wird, zeigen sich Verzweiflung und Mut. Er wendet sich an eine breite Öffentlichkeit und stellt umfangreiche Recherchen an. Quälende Fragen bedrängen ihn. Wieso hat er nicht wahrgenommen, dass sich seine Tochter politisch engagiert? Hat ihm "seine Leidenschaft für die jiddische Sprache" den Blick verstellt? K. fühlt sich schuldig. Mit der Hoffnung, dass er dennoch Vergebung und Frieden finden wird, entlässt Kucinski seine Leser. Für die fiktive, auf realen Fakten beruhende literarische Dokumentation hat er bewusst verschiedene Erzählperspektiven gewählt: Informanten, Erpresser und Peiniger kommen zu Wort; vor allem aber Betroffene, für die der Verlust von Angehörigen eine Tragödie bedeutet. Keine leichte Lektüre, aber ein sehr empfehlenswertes Buch. (Übers.: Sarita Brandt)

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

K. oder Die verschwundene Tochter

K. oder Die verschwundene Tochter

Bernardo Kucinski
Transit (2013)

144 S.
fest geb.

MedienNr.: 393329
ISBN 978-3-88747-288-7
9783887472887
ca. 16,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.