Der Sympathisant
Saigon 1975: Mit einem der letzten Flugzeuge flieht ein südvietnamesischer General samt Angehörigen aus dem Land und findet in Los Angeles ein neues Zuhause. Mit dabei ist einer seiner Mitarbeiter, der allerdings ein Spion des kommunistischen Nordens ist und auch nach der Flucht weiter seinem Führungsoffizier berichtet. Zurück in Vietnam gerät er in Gefangenschaft und schreibt sozusagen seine Lebensbeichte auf. - Spionageroman? Politthriller? Satire? Einwanderergeschichte? Dieser Roman ist alles das und noch viel mehr. Aus der Ich-Perspektive eines Mannes geschrieben, der auf mehreren Ebenen zwischen allen Welten steht: Sohn einer Vietnamesin und eines französischen Priesters, "Maulwurf" im Umfeld des Generals, geflüchteter Einwanderer ohne wirkliche Perspektive in den USA. Dazu kommen noch einige sehr gelungene Verweise auf die unzureichend erfolgte Aufarbeitung des Vietnamkriegs in den USA und die einseitig auf die USA konzentrierte Darstellung der Ereignisse in Kinofilmen wie Apocalypse Now usw. - Kurz gesagt: ein vielschichtiger, überaus lesenswerter Roman zur jüngeren Geschichte. (Übers.: Wolfgang Müller)
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Sympathisant
Viet Thanh Nguyen
Blessing (2017)
526 S.
fest geb.