Eine tausendmal wiederholte Lüge

"Eine tausendmal wiederholte Lüge" ist der epische Kunstgriff von Scheherazade: Erzählen um des eigenen Weiterlebens, und wohl auch um des Nachruhms willen. Da sitzt ein Mann in einem Stadtbus irgendwo in Lateinamerika und erzählt seinen Mitreisenden Eine tausendmal wiederholte Lüge von einem Roman, den er erfunden hat: "Die eroberte Stadt". Aber es ist nicht nur der Roman, der eine abenteuerliche Geschichte hat, die im 20. Jahrhundert spielt, ja bis "Nine-eleven" reicht. Auch für das Buch hat der Erzähler eine Erfolgstory griffbereit - und natürlich für den ebenso fiktiven Autor des Romans, für Oscar Schidinski, dem eine ungarische Migrationsbiographie angehängt wird. Es ist ein Lesespaß zu verfolgen, wie der Erzähler sich in den eigenen Deutungen so sehr verheddert, dass er am Ende nicht mehr weiß, ob er da einen genialen, leider nur unrealisierbaren Schreibplan hatte oder ob seine Phantasie ihm böse Streiche spielt. Das wirkt manchmal recht bizarr. Von realistischer Selbsteinschätzung keine Spur! Unterhaltsame, zugleich nachdenklich machende Lektüre über die Macht der Fiktion und der Einbildungskraft. (Übers.: Michael Kegler)

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Eine tausendmal wiederholte Lüge

Eine tausendmal wiederholte Lüge

Manuel Jorge Marmelo
A1-Verl. (2015)

215 S.
fest geb.

MedienNr.: 581314
ISBN 978-3-940666-63-5
9783940666635
ca. 18,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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