Klare Kante
Am Ende eines aufregenden Arbeitslebens findet Kapitän Schwandt eine neue Berufung. Da er es beherrscht, recht trocken zu jedem Anlass passende Kommentare von sich zu geben, erhält er eine Anstellung als Kolumnist bei der Hamburger Morgenpost, wo er es bald zu einer großen Anhängerschar bringt. So beschließt er, die besten 84 Kolumnen als Buch herauszugeben. Man könnte nun davon ausgehen, dass dies nur für seine Fan-Gemeinde interessant wäre. Doch es findet auch im Süden der Republik Anklang. Denn seine launigen Beiträge erinnern an den unvergessenen Sigi Sommer von der Münchner Abendzeitung. Man muss nicht stets mit Schwandts Äußerungen einer Meinung sein, vor allem, wenn er das Tagesgeschehen mit seinen nicht immer vorbildlichen Unternehmungen in seiner Jugend vergleicht. Manchmal wäre es besser gewesen, die eine oder andere Jugendsünde zu verschweigen. Andererseits befassen sich seine Kolumnen mit sehr unterschiedlichen Themen, wie mit dem Leben auf See, mit Erlebnissen des normalen Alltags oder mit politischen Situationen. Das Buch ist amüsant, witzig, selbstironisch, regt aber auch zum Nachdenken an. Man kann es in einem Zug durchlesen, hat aber auch noch Freude daran, wenn man eine Zeit lang nicht dazu kommt und dann einfach mit dem nächsten Kapitel fortfährt. - Die Lektüre wird sicher vielen Lesern einen großen Spaß bereiten.
Edith Schipper
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Klare Kante
Jürgen Schwandt
Ankerherz-Verl. (2017)
183 S. : Ill. (farb.)
fest geb.