Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

Die Geschichte wird abwechselnd vom 13-jährigen Jojo, seiner Mutter Leonie und dem Geist eines toten Jungen erzählt; eingeflochten sind Erinnerungen der Großeltern. Jojo und seine 3-jährige Schwester Kayla leben bei den Großeltern Pop und Mam, Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt da ihre Mutter Leonie drogensüchtig und viel unterwegs ist und sich nicht um die Kinder kümmert. Jojo hat ein inniges Verhältnis zu Kayla und beschützt sie liebevoll. Der Vater der Kinder ist weiß, die Mutter schwarz, der Großvater musste als junger Mann angekettet in einem Gefangenenlager arbeiten, die Großmutter glaubt sowohl an die Heilige Teresa wie an die Yoruba-Göttin Oy. Außerdem geistert in der Geschichte herum: der tote Onkel, als Schüler erschossen von einem Cousin des Vaters, und der kleine Richie, der im Straflager erschlagen wurde. Dass die Toten mit den Lebenden einen Raum teilen, gehört zum Glauben der nigerianischen Yoruba; hier sind es Jojo, seine Mutter und seine Großmutter, die mit den Geistern kommunizieren. Der Vater der Kinder, Michael, sitzt im Gefängnis. Als er entlassen wird, bricht Leonie mit ihren Kindern zu einer zweitägigen albtraumhaften Autofahrt auf, um ihn abzuholen. - Die Lektüre ist anstrengend; Rassismus, Armut, Drogen und Gewalt sind sprachlich so intensiv beschrieben, dass die Situation hoffnungslos erscheint. Und doch endet der Roman mit der Liebe der Geschwister und ihrer Hoffnung auf ein Zuhause. Ein großartiger Roman, der starke Nerven erfordert. (Übers.: Ulrike Becker)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

Jesmyn Ward
Kunstmann (2018)

302 S.
fest geb.

MedienNr.: 879386
ISBN 978-3-95614-224-6
9783956142246
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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